Leaky Gut Syndrom

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Sabrina Pfützner – Naturheilpraxis / Health Coaching

Leaky Gut Syndrom - der undichte Darm

Das Leaky gut Syndrom ist der Begriff für eine Darmschleimhaut, die „undicht“ ist. Die Erkrankung betrifft ausschließlich den Dünndarm und begünstigt weitere – chronische – Erkrankungen.

 

Eine normale, gesunde Darmschleimhaut ist die Barriere zwischen dem Darm und dem Blutkreislauf. Die gesunde Darmwand hält alle krankmachenden Stoffe, die nicht in den Körper gelangen dürfen im Darm zurück, damit sie später mit dem Stuhl ausgeschieden werden können.

 

Ist der Darm gesund, können lediglich Wasser und Nährstoffe die Darmbarriere passieren und in den Blutkreislauf gelangen.

 

Gelangen auch Stoffe in das Blut, die dort eigentlich nicht hingehören. Vergleichbar ist das vielleicht mit Sand im Getriebe eines Motors.

 

Alle Stoffe, die normalerweise nicht ins Blut gehören, werden von unserem Immunsystem als bedrohliche Eindringlinge eingestuft und somit wird das Immunsystem aktiviert und es kommt zu Immunreaktionen. Es werden Entzündungsreaktionen ausgelöst und Antikörper gegen die vermeintlichen Fremdkörper produziert. Die Folge davon könne allergische Reaktionen jeglicher Art sein.

Das darmassoziierte Immunsystem:

Faltet man die Darmwand auf, erfasst diese eine ungefähre Fläche von 300-500 Quadratmetern. Das entspricht der ca. der Größe eines gesamten Fußballfeldes. Es ist damit das Organ, welches die größte Kontaktfläche des Körpers zur Außenwelt darstellt.

 

Die Darmwand muss folgende Aufgaben erfüllen:

  • Durchlässigkeit um zu gewährleisten, dass Nährstoffe und Flüssigkeit durch die Darmwand in die Blutbahn zu gelangen um den Körper mit Vitalstoffen und Flüssigkeit zu versorgen
  • andererseits Dichtigkeit um den Organismus vor Krankheitserregern und toxischen oder anderen schädlichen Stoffen, die über die Nahrung aufgenommen werden zu schützen

Um die Schutzfunktion zu erfüllen, verfügt der Darm über verschiedene Strukturen in seinem Aufbau.

 

Zunächst die Schleimhaut im Inneren des Darms. Sie ist besiedelt von den Darmbakterien – der so genannten Darmflora, die aus unterschiedlichen Bakterienstämmen besteht.

 

Im Dickdarm siedeln zum Beispiel 300-400 verschiedene Bakterienarten, die insgesamt etwa 100 Milliarden Bakterien bilden.

 

 

Nützliche Funktionen der intestinalen Mikrobiota:

 

  • Bildung einer mechanischen Barriere

  • Einfluss auf die Tight junctions (Wikipedia: Tight Junctions (engl. für „dichte Verbindung“, lat. Zonula occludens, in deutscher Literatur auch „Schlussleiste“) sind schmale Bänder aus Membranproteinen)

  • Produktion von Mucin (Wikipedia: Mucins, von lat. mucus Schleim), sind der strukturgebende Bestandteil des Schleims auf den Schleimhäuten (Mucosa)
  • Ansäuerung des pH-Spiegels im Darm (Darm-pH-Wert)
  • Bildung einer Kolonisationsresistenz gegenüber krankmachenden Keimen
  • Bildung von antimikrobiell wirkenden Substanzen
  • Aufrechterhaltung und Stabilisierung der darmassoziierten Immunfunktion
  • Produktion kurzkettiger Fettsäuren
  • Eigenregulation des Immunsystems über das Gleichgewicht der TH1-TH2-Helferzellen
  • Abbau unverdaulicher Nahrungsbestandteile
  • Synthethisierung von Vitaminen (Vitamin K, Folsäure, Vitamin B12, Thiamin, Vitamin B6)
  • Abbau von Toxinen / Entgiftung
  • Produktion spezieller antibiotischer Substanzen (Xenobiotika = körperfremde Substanzen, die eine Immunreaktion hervorrufen)

 

Schädliche Stoffwechselfunktionen insbesondere bei Störungen des Mikrobioms:

  • Eiweißabbau mit Bildung verschiedener, dem Körper nicht gerade zuträglicher Substanzen wie z.B. Schwefelwasserstoff und biogenen Aminen

  • Bildung toxischer Stoffwechselsubstanzen wie z.B. Ammoniak

  • Produktion von Gasen 

  • Beeinflussung des Steroidstoffwechsels 

„obs/CGC Cramer-Gesundheits-Consulting GmbH/© Thomas Weidner“

Tight Junctions

… sind schmale Bänder aus Membranproteinen, die die Zwischenräume zwischen den Zellen der Darmschleimhaut verschließen. Sie bilden damit eine wichtige Barriere zwischen dem Darm und den Blutgefäßen. 

 

Tight Junctions funktionieren wie Türen, die sich durch den richtigen Schlüssel für wichtige Nahrungsbestandteile öffnen, um diesen den Weg in die Blutgefäße zu ermöglichen. Der Schlüssel heißt in diesem Fall Zonulin. Wird allerdings zuviel Zonulin ausgeschüttet, bleiben die Tight Junctions offen stehen. Somit ist dann die Tür auch für  jegliche andere Bestandteile geöffnet.

Dies nennt man dann Leaky Gut Syndrom

 

Bei einem Leaky Gut ist daher in erster Linie die Barrierefunktion der Darmepithelzellen gestört. 

Symptome des Leaky Gut Syndroms können sein:

  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Gelenkschmerzen
  • Allergien
  • Kopfschmerzen bzw. Migräne
  • Blähungen, aufgetriebenes Abdomen

 

Allerdings kann ein Leaky Gut Syndrom auch lange in Bezug auch Bauchschmerzen, Krämpfe oder Verdauungsbeschwerden symptomlos sein oder bleiben.

 

Möglicherweise macht sich das Syndrom dann durch Folgeerkrankungen bemerkbar.

 

Ist die Darmbarriere undicht, besteht ein erhöhtes Risiko für Allergien, Unveträglichkeiten und Entzündungsreaktionen im Darm oder an anderen Stellen.

 

Folgeerkrankungen können daher zum Beispiel sein:

  • Allergien
  • Nahrungsmittelintoleranzen
  • rheumatische Erkrankungen
  • Entzündungen an Schleimhäuten

Marker im Stuhlbefund:

Wird der Stuhl analysiert, finden sich im Befund einige Marker, die auf das Leaky Gut Syndrom hindeuten.

  • Zonulin
    • zeigt an, wieviele Tight Junctions geöffnet sind
  • Alpha-1-Antitrypsin
    • zeigt an, ob großmolekulare Stoffe den Darm passieren können
    • die Höhe der Ausscheidung von Alpha-1-Antitrypsin lässt ebenfalls Rückschlüsse auf das Ausmaß der intestinalen Entzündungsreaktion zu
    • Aussagen über die Entzündungslokalisation sind jedoch nicht möglich

Mögliche Ursachen des Leaky Gut Syndroms:

  • ungesunder Lebensstil
  • Antibiotikabehandlung – ggf. auch schon länger zurückliegend
  • häufiger Konsum stark industriell veränderte Lebensmittel
  • Zusatzstoffe in Lebensmitteln
  • Umweltgifte
  • Kaiserschnitt-Geburt
  • Stress
  • Medikamente
  • Fehl- oder Mangelernährung
  • Mikronährstoffmängel

Allgemeine Ernährungsempfehlungen bei bestehender Diagnose eines Leaky Gut Syndroms:

  • Verzicht auf stark industriell verarbeitete Lebensmittel wie Fastfood
  • glutenfreie Ernährung, da Gluten eine stark entzündungsfördernde Wirkung im Darm hat
  • Milchprodukte stark reduzieren, Milchzucker in hohen Mengen kann ebenfalls entzündungsfördernd wirken
  • Industriezucker aus der Ernährung streichen. Wechseln Sie hier auf gesunde Zuckeralternativen wie Dattelsirup, Ahornsirup, Kokosblütenzucker, Rosinen oder andere natürliche oder naturbelassene Süßungsmittel
  • streichen Sie raffinierte, leere Kohlenhydratlieferanten wie weißes Mehl, weißen Zucker, weißen Reis
  • meiden Sie lektinhaltige Lebensmittel wie Vollkorn, Hülsenfrüchte, Tomaten oder Auberginen (Lektine können toxisch wirken, sie können sich an die Darmzellen binden, sie durchlässiger machen und damit ein Leaky Gut Syndrom fördern)

Besteht der Verdacht auf ein Leaky Gut Syndrom?

Was ist zu tun?

  • Stuhlanalyse im Labor (über meine Praxis möglich)
  • möglicherweise bestehen weitere Beschwerden, dann sollte eine ausführliche Diagnostik erfolgen (darmassoziiertes Immunsystem, Verdauungsrückstände, Mikrobiota, Entzündungen und ggf. weitere Marker)
  • Nährstoffmängel prüfen

 

Bei positivem Befund

  • Darmbarriere schließen
  • Darmaufbau/Regeneration mit individuell verordneten naturheilkundlichen Arzneimitteln
  • Ernährung anpassen/verändern
  • Senkung eventueller Entzündungen
  • Behebung einer Dysbiose
  • Nährstoffmängel beheben
  • Folgeerkrankungen behandeln
  • Entgiftungsleistung beurteilen und ggf.  unterstützen

Quellen:

  • Biesalski, Hans Konrad: 2019Vitamine, Spurenelemente und MineraleDOI: 10.1055/b-0039-168620
    II Vitamine und Minerale
    6. Mikrobiota und Mikronährstoffe
  • Ausbildung Darmexpertin bei Vitamindoctor
  • Moderne Darmtherapie – Evelyn Wurster
  • Darmseminar – Sigrid Selzer

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